Der
EYC feiert 1980 sein 25-jähriges Jubiläum. Nur wenige
werden das heute noch für ein wichtiges Ereignis halten, für
viele ist es der Schnee von gestern. Wer weiß denn noch, wie
es 1955 im Scheppener Hafen aussah, und wer interessiert sich schon
dafür?
Vielleicht
ist es noch nicht ganz vergessen, daß auch die Nachbarclubs
am Hardenbergufer, der Segelclub Najade und der SKS, in den vergangenen
Jahren auf ihr 25jähriges Bestehen zurückblicken konnten.
Diese beiden Clubs waren damals echte Neugründungen.
Bei
uns dagegen war es anders, war schon alles da: Ein Clubhaus, eine
Steganlage und natürlich auch die Mitglieder. Nur lief alles
unter „Automobil- und Yachtclub Ruhrland“. Eigentlich
bekam das Kind „EYC“ nur einen neuen Namen und einen
neuen Clubstander. Es kamen auch keine neuen Leute dazu. Ende 1955
gab es nicht ein Mitglied im EYC, das nicht vorher schon Mitglied
im AYCR gewesen war.
Es
ist vielleicht aber doch nicht ohne Reiz, sich die Geschichte der
Gründung des EYC ins Gedächtnis zurückzurufen. Sie
beginnt nicht erst 1955, sondern viel früher. Lassen wir aber
die Vorgeschichte 1932 bis 1945 beiseite und fangen 1945 an. Hätte
der 2. Weltkrieg nicht stattgefunden, wäre der EYC nie gegründet
worden.
Es
fällt heute schwer zu verstehen, daß in den ersten Nachkriegsjahren
der Segelsport auf dem Baldeneysee für Deutsche verboten war.
Die noch vorhandenen Segelboote wurden von der britischen Besatzungsmacht
beschlagnahmt. So erschien bei mir zuhause die englische Militärpolizei
und requirierte mein Regattasegel, das ich über den Krieg gerettet
hatte.
Das
Clubhaus des AYCR in Heisingen hatte den Krieg überstanden.
Es wurde beschlagnahmt und in einen britischen Offiziersclub mit
Segelbetrieb „umfunktioniert“. Wenn sich alte Ruhrländer
in dieser Zeit trafen, sprachen sie wehmütig von den vergangenen
schönen Zeiten, die für immer entschwunden zu sein schienen.
Aber
es gab einen Mann, unseren heutigen Senior Ernst Noel, der sich
hiermit nicht abfinden wollte. Ernst hatte nämlich seine O-Jolle
noch irgendwo versteckt - natürlich nicht am Baldeneysee -
und sie so dem Zugriff der Engländer entzogen.
1948,
drei Jahre nach Kriegsende, wurden die Bestimmungen für die
deutschen Segler ein wenig gelockert. Da das Betreten des alten
Clubhauses nach wie vor verboten blieb, hielt Ernst Noel Ausschau
nach einem Notquartier. Er fuhr eines Tages mit dem Fahrrad um den
See und kam an dem verschlafenen Sicherheitshafen Scheppen vorbei,
der dem Ruhrverband gehörte.
Ob hier
wohl eine neue Bleibe für die Segler geschaffen werden könnte?
Der Ruhrverband hatte Verständnis für sein Anliegen. Die
Nachricht, daß man wieder anfangen konnte, verbreitete sich
wie ein Lauffeuer unter den alten Mitgliedern.
Ich
erinnere mich noch genau, wie ich unser heutiges Clubgelände
zum ersten mal sah. In einer ziemlichen Wildnis fanden sich ein
ehemaliger Schafstall und eine Waschküche. Das war alles!
Mit
einer unbeschreiblichen Begeisterung begannen wir, in Eigeninitiative
daraus etwas zu machen. Schon 1949 hatte Ernst Noel einen Plan zu
Papier gebracht, der ein erweitertes „Clubhaus“ und
eine Steganlage für 10 Segelboote vorsah. Bald lagen die ersten
Jollen im Wasser, und die ersten Regatten wurden von der Mole, an
deren Spitze noch der halbzerstörte Knepperturm stand, gestartet.
Der
Segelsport nahm unter Führung von Ernst Noel und besonders
auch unter dem sehr dynamischen, späteren ersten Vorsitzenden
des EYC, Alfred Scheepers, einen ungeahnten Aufschwung. Wir hatten
nach den langen Kriegsjahren und der schweren Nachkriegszeit einen
Nachholbedarf am Regattasegeln und Geselligkeit, den man sich heute
gar nicht mehr so richtig vorstellen kann.
1953
ließen die Engländer wissen, dass sie gegen eine Mitbenutzung
des Heisinger Clubhauses durch den AYCR nichts mehr einzuwenden
hätten. Die damalige Clubführung war natürlich hocherfreut
bei dem Gedanken, das angestammte Clubhaus zurückzubekommen,
und wollte das Clubleben dort für Automobilisten und Segler
konzentrieren.
Viele Segler aber hatten die Anlage und den Betrieb in Scheppen
inzwischen so lieb gewonnen, daß sie nicht mehr nach Heisingen
zurückkehren wollten. Als dann die Clubführung einen Plan
erwog, die Scheppener Anlage an die Feuerwehr zu verkaufen, entschlossen
sich spontan zwölf Segler, den Kaufpreis von 5000 DM *) auf
den Tisch zu legen, und wurden so zu gleichen Teilen Eigentümer
der Scheppener Anlage. Diese sind in die Geschichte unseres Clubs
als die „12 Apostel“ eingegangen. Es waren:
Manfred
Anke, Helmut Barry, Heinz Rudi Becks, Georg Bornatsch, Arnold Fanenbruck,
Joseph Klein, Günter Lohmann, Ernst Noel, Alfred Scheepers,
Traudel Scheepers, Hansfried Tigges und Hubert Werres.
Was
nun folgte, war eher zwangsläufig. Wie bei einer Zellteilung
lösten sich AYCR und die Scheppener voneinander. Die meisten
Segler schlossen sich im Laufe der Segelsaison 1955 der Idee an,
einen eigenen Club in Scheppen zu gründen. Die 12 Apostel waren
bereit, ihr neuerworbenes Eigentum kostenlos in den Club einzubringen.
Es
war für uns, die wir schon vor dem Krieg im „Ruhrland“
waren, kein leichter Entschluß, den alten Club zu verlassen.
Aber irgendwann im Sommer 1955 waren dann die Würfel gefallen.
Der Name „Essener Yacht-Club“ fand allgemeine Zustimmung.
Der neue Stander wurde von Ernst Noel entworfen. Wir arbeiteten
ein Konzept aus, das dann in die Tat umgesetzt wurde. Die Gründungsversammlung
wurde am 5. Oktober vorbereitet und fand am 13. Oktober im Kegelklubhaus
am Molkteplatz statt. Sie verlief völlig undramatisch und rein
geschäftsmäßig.
Nur
sieben Herren nahmen daran teil:
Heinz Rudi Becks, Arnold Fanenbruck, Günter Lohmann, Ernst
Noel, Werner Oelze, Alfred Scheepers und Hubert Werres.
Alfred Scheepers wurde zum Vorsitzenden, ich zum stellvertretenden
Vorsitzenden gewählt.
Auf
der ersten Vorstandssitzung wurde beschlossen, eine weitere Versammlung
einzuberufen, die am 29. Oktober gleichfalls im Kegelklubhaus stattfand.
Die segelnden Mitglieder des alten Clubs konnten hier ihren Beitritt
zum EYC formlos erklären. Dies taten die meisten, wenn auch
einige den alten Club nicht verlassen wollten.
Der
neue EYC hatte damals 20 ordentliche Mitglieder. Dazu kamen noch
eine Handvoll fördernder Mitglieder und einige jugendliche
Mitglieder, deren Eltern nicht im Club waren.
Die
Zellteilung war beendet, und schon nach kurzer Zeit war nicht mehr
festzustellen, daß da einmal nur ein Club gewesen war, denn
sowohl der AYCR als auch der EYC blühten in den nächsten
Jahren in gleicher Weise auf.
Der
Ehrgeiz des EYC war es nicht, ein großer Club zu werden. Wir
wollten nur sportlich segeln, Geselligkeit pflegen und junge Menschen
für den Segelsport begeistern. Es waren die gleichen Ziele,
die schon mein Vater hatte, als er vor beinahe 50 Jahren den ersten
Segelclub am Baldeneysee, den AYCR gründete - etwa gleichzeitig
mit der Gründung der Segelriege des Etuf durch Korvettenkapitän
Rose.
Die
Preise in der Vitrine unseres Clubhauses zeugen davon, daß
das neue „Schiff“, der Essener Yacht-Club, von seinen
Gründern auf den richtigen Kurs gebracht worden war.
Werner
Oelze
|